Was 2022 bisher geschah:

2.1.22: Besenhorster Sandberge 2.0 (Geesthacht)

8.1.22: Über die Entsorgung von Geschichte (Wintermoor, Heidekreis)

11.1.22: Über die Entsorgung von Geschichte - Variante 2 (Wintermoor, Heidekreis)

31.1.22: Wintermoor am Ende - ist wenigstens die Erinnerung zu retten? (Wintermoor, Heidekreis)

9.3.22: Vom Busbahnhof zum Busfriedhof (Maschen, Kreis Harburg)

11.3.22: Buchholzer Kontraste zwischen Bahn und Bäumen  (1. Schaufensterausstellung, Buchholz)

22.3.22: Schwer verwundet (Buchholz)

22.4.22: Frühlingsgefühle mit Maske (Hamburger Dom)

9.5.22: Stolberg (Südharz) rev. (Sachsen-Anhalt)

28.5.22: Schwarzweiß ist das neue Rosa. (Bretagne I)

30.5.22: Fischerhütten über der Rance (Bretagne II)

5.6.22:Die Grotten von Morgat (Bretagne III)

22.6.22: Das Gedächtnis der Räume (Bretagne IV)

27.6.22: Fachwerk, Fensterläden und Granit (Bretagne V)

3.7.22: Wie sie aussieht (Buchholz)

11.7.22: Punk is not Dead (Woods Art Institute, Wentorf bei Hamburg)

28.8.22: ZwischenRäume (Artstadt  Hamburg)

5.9.22: Backstein und Kinderkönig. (2. Schaufensterausstellung im BahnhofsCaF´ee, Buchholz)

13.11.22: Skulpturen im Leinebergland (Bad Gandersheim)

13.11.22: Zwischenbilanz (Buchholz)

 

 

 

Sonntag, 13. November 2022

Zwischenbilanz

 

Das klingt grundsätzlicher, als es ist. In den letzten Monaten habe ich hier auf jimdo weniger Bilderstrecken hochgeladen als sonst. Woran lag's? Ich bin (zum Teil mit meinem Fotofreund Dietmar) viel unterwegs gewesen in der Buchholzer Umgebung. Die dabei entstandenen Fotos sind aber derzeit noch nicht für eine Veröffentlichung gedacht, weil sie im nächsten Frühjahr eine kleine Ausstellung bilden werden. Da geht es dann um die "Vierdörfer" (Sprötze, Kakenstorf, Trelde und Drestedt), die vor fünfzig Jahren in der niedersächsischen Gebietsreform lieber eine eigene Samtgemeinde mit einigen anderen Dörfern gebildet hätten, als  zum einen Teil Buchholz, zum anderen Teil Tostedt zugeschlagen zu werden. Die Ausstellung wird dann in der Vierdörfer Dönz, dem örtlichen Heimatmuseum in Sprötze zu sehen sein. Ich komme darauf zurück.

Daran also lag es, dass ich vieles jetzt noch nicht hier poste, was ich in den letzten Monaten geknipst habe. Ich war allerdings auch in Buchholz unterwegs, das Foto links zeugt davon: Hier im Bahnhofsviertel entstehen demnächst nach erneuter Ankündigung des Investors ein Dutzend neue Wohnungen (mittlerweile hat der Abriss begonnen). Anregend fand ich auch den leeren Empore-Teich und die (zu dem Zeitpunkt zum Glück nicht sprühenden) Düsen des Brunnens auf dem Marktplatz (unten, erste Zeile). Andere interessante locations waren zum Beispiel die ehemaligen Räume des Reisebüro Nordheide, die jetzt leer stehen und schon erste Verbrauchsspuren in Form zerstörter Scheiben aufweisen (wie auch anderswo in der Stadt, s.u. rechts). Da bin ich dann wieder zu meinem geliebten Schwarzweiß zurückgekehrt. Es gibt hier in der Nordheide schon auch noch Heimat außerhalb von Sprötze, und wenn die Vierdörfer-Thematik mir ein bisschen Zeit lässt, kann man bestimmt auch hier davon noch weiteres sehen. Hier bleibt es derweil bei einigen Appetithappen.

Sonntag, 13. November 2022

Skulpturen im Leinebergland

 

Unser letzter Kurzurlaub brachte uns eine Premiere. Noch nie waren wir in Bad Gandersheim gewesen. Wozu auch? Nun ja, der Herbst im Leinebergland ist sicher so hübsch wie überall, der Campingplatz bot überschaubaren Komfort (wie zum Beispiel ein seit Jahren geschlossenes Restaurant, für das vergeblich ein Pächter gesucht wird), und die Stadt imponierte vor allem durch ein ausgefeiltes System von Umleitungen aufgrund der Baumaßnahmen, die die nächstes Jahr dort stattfindende Landes-gartenschau dringend braucht. Aber der Skulpturenweg nach Lamspringe mit abschließender Rast im Kaffeegarten des Kloster Brunshausen und dort zahlreichen weiteren Skulpturen haben uns angenehm überrascht - nicht nur wegen der fulminanten Stachelbeer-Baiser-Torte im Klostergarten. Überraschend war auch die queer anmutende Bekleidung der Jesus-Skulptur mit einem engen Wolkenkostüm. Bei der Skulptur "Freiheit, Liebe, Tod" von Hans Hendrik Grimmling (unten, erste Zeile) war es offensichtlich zu Missverständnissen gekommen. Irgendwer hatte die Trilogie als Schießscheibe angesehen und mit Schrot darauf geschossen. Das hatten ja früher auch schon andere Künstler gemacht (z.B. Niki de Saint Phalle mit ihren Schießbildern), aber es war bisher eher nicht Sache der Betrachter, auf die Kunst zu schießen.

Im Garten des Klosters Brunshausen (wo unsere Fahrradtour zuende ging) hat der Autodidakt Bernhard Löning Dutzende von Plastiken geschaffen, die mal halb in der Erde verschwinden, mal als Sitzgelegenheit konzipiert sind, eine skurrile und doch auch beeindruckende Fülle. Erst als ich aus dem privaten Teil des Gartens wieder rauskam, sah ich das Schild "Bitte privaten Bereich nicht betreten". Da war es zu spät. Ich hab mich bei Herrn Löning, einem freundlichen alten Herren,  persönlich revanchiert und mich für die Kunst bedankt, als ich ihn in seinem ein paar Häuser weiter untergebrachten Atelier antraf. Man tut was man kann.

Montag, 05. September 2022

Backstein und Kinderkönig

 

Im Schaufenster beim Buchholzer BahnhofsCaFée ist die neue Ausstellung fertig geworden. Ausgangspunkt war die Figur des Kinderkönigs, die der Buchholzer Maler Martin Lühker (1955-2014) sich ausgedacht hatte. Der Kleine klettert durch ein Loch in der Backsteinmauer in die Welt und entdeckt überraschende und schräge Dinge ohne Ende. Backstein-mauern gibt es in Buchholz auch schon lange: früher in Bauernhäusern, später in den Eisenbahnerhäusern und öffent-lichen Gebäuden. Backstein war in Buchholz der Stein der Wahl. Was würde der Kinderkönig wohl hinter und neben den Backsteinmauern entdecken, wenn er in Buchholz rumstromert und womöglich sogar in die Zukunft wandern könnte? In neunzehn Fotos werden aktuelle und zeitlose Blicke auf den Buchholzer Backstein geworfen. Die Fotos habe ich in den Jahren seit 2008 gemacht, viele sind mehr oder weniger neu. Die Ausstellung wird komplettiert durch ein Bild, das Martin Lühker vom Kinderkönig in den achtziger Jahren gemalt hat (das ist eine Leihgabe - ganz unten).

Sonntag, 28. August 2022

ZwischenRäume (Karstadt / Artstadt)

 

Im ehemaligen Sporthaus Karstadt am Hamburger Hauptbahnhof wird derzeit eine Pop-Up-Galerie Hamburger Künstler installiert. In einigen Stockwerken hängen schon Bilder und Fotos, stehen einige Skulpturen. Weite Flächen des Kaufhauses stehen leer und unbeachtet herum. Je höher man kommt, desto unbearbeiteter ist das Ambiente. Aber auch nicht völlig verlassen, irgendwo dazwischen: ZwischenRäume. Man kann sehen, wie ein unvollendeter Prozess aussieht. Man kann Satzwolken im Raum hängen sehen, die sich langsam auflösen. Man kann spüren, wie hier unter Verbrauch vieler Zigaretten um Inhalte gerungen wurde. Noch gab es keine Entscheidungen über den Leerraum. Vielleicht bleibt er ungefüllt. Macht nichts. ZwischenRäume sind Aussage genug.

Montag, 11. Juli 2022

Punk is not dead

 

In Wentorf bei Hamburg gibt es ein Paradies, das sich vor kleinen Teufeleien nicht scheut. Der Sammler Rick Reinking sammelt seit 17 Jahren Kunst, und in seinem beachtlichen Fundus ist auch eine feine Sammlung von Werken des deutsche Maler / Bildhauer / Grafiker / Fotografen Wolfgang Petrick (Jahrgang 1939). Bis Ende des Jahres ist diese faszinierende und erschreckende und grandiose Ausstellung zu sehen. Wer keine Angst vor Anstößigem und Abstossendem hat und wer vor schonungs-loser Kritik im Paradies nicht zurückschreckt, kann die Ausstellung lieben. Vielleicht reicht es aber auch, sie dort zu genießen, wo Genuss zugestanden wird, und hinzunehmen, wo Grenzen zu schmerzlich überschritten werden. Ich jedenfalls war geflasht, wie man heute so sagt, und ein bisschen Jonathan Meese und Anklänge an (was für eine Aufzählung!) Joseph Beuys trugen zu dem pikanten Gesamtgeschmack bei.

 

Petrick hat mit Anklängen an "art brut" begonnen und sich zu großen Gemälden weiterentwickelt, hat die dritte Dimension erobert und Skulpturen und Materialmixe gestaltet, hat in Anamorphose - Techniken mit Zeit und Perspektive  gespielt und war in allen Bereichen unglaublich produktiv. Auf YouTube sind Filme über das Werken und das Werk von Petrick zu sehen

(z.B. https://www.youtube.com/watch?v=6XDIZi4AU1c  oder https://www.youtube.com/watch?v=d6fVyQkCEGg

Dabei ist in Wentorf das umgebende Paradies mit den mächtigen Bäumen und dem Skulpturenpark von besonderer Bedeutung: Wenn man aus der Ausstellung rauskommt und die Sonne scheint und der Wind spielt mit den Wipfeln und der Pfau schreit und es ist eine große Harmonie, dann ist diese Brechung von Kunst und Natur besonders intensiv spürbar und tut wohl. Man kommt wieder zu sich und hat etwas Wesentliches erlebt und kann es langsam wirken lassen.Der Park gibt einem dann die halbe Stunde oder Stunde Zeit, die es braucht, um dann in den Alltag zurückzukehren. Keine Insel, dieses Paradies, aber man kann hier in einen ein besonderen Zustand geraten. Dazu braucht es  die Kunst.

Sonntag, 3. Juli 2022

Wie sie aussieht.

Eine Künstlerin berichtet

 

Heute wurde im Buchholzer Kunstverein die Ausstellung "Wie's in mir aussieht" mit Werken von Annegret Soltau eröffnet. Die Künstlerin war anwesend und berichtete über ihren Werdegang - aufgewachsen im Lüneburgischen auf einem Bauernhof, über die unter-schiedlichsten Stationen dann nach Volksschulabschluss auf die Kunst-hochschule und heute Ausstellungen und Ehrungen in aller Welt. Ver-störende und versöhnende Positionen suchen nach der Balance, eindringlich im wahrsten Sinne des Wortes. Und vor allem  immer wieder: Annegret Soltau, die Erzählerin, die Beschwörende, die Suchende -  eine beeindruckende Frau. Für social media und Homepage des Kunstvereins nimmt man wohl Farbfotos. Mich hat Frau Soltau in Schwarzweiß erreicht.

Montag, 27. Juni 2022

Fachwerk, Fensterläden und Granit

(Bretagne V)

 

Häuser in der Bretagne sind natürlich so vielfältig wie überall. Divers, sagt man heute. Aber es gibt doch typische Merkmale und Fassaden, auf die die Bretonen entsprechend stolz sind. Vor allem ist da der ortsübliche Stein: Granit. Bauernhäuser, Stadthäuser, Schlösser und alte Schuppen sind aus dem Stein gebaut, den es hier überall gibt. Die Küste ist aus Granit, und  die Häuser sind es auch, und ebenso schroff. Das Haus soll schützen und nicht einladen. Brauner Naturstein und kleine Fenster kennzeichnen die Dörfer. In den Städten kommt das Fachwerk hinzu, seit vier-, fünfhundert Jahren. Und viele farbige Fensterläden, die das Graubraun auflockern (aber - wenn geschlossen - auch den Trutzcharakter betonen können).

Erste und zweite Zeile (Halbinsdel Crozon, zweimal Locronan / zweimal Dinan, Quimper)

Und überall Schieferdächer, grau in grau, nicht ausgesprochen fröhlich.Auch wenn das von oben sehr stylish wirkt, zum Beispiel vom Uhrturm in Dinan aus gesehen (3. Zeile links), oder vom Kirchberg in Audierne (3. Zeile Mitte). So wird Grau zu einer bestimmenden Farbe, auch die Maler-Stadt Pont-Aven von hinten macht da keine Ausnahme (3. Zeile rechts)

Dritte Zeile (Dinan, Audieren, Pont-Aven):

In den Fachwerkstraßen herrscht die immer etwas künstliche Atmosphäre eines Freilichtmuseums (z.B. in Dinan, 2. Zeile links und Mitte), durchwachsener und weniger Puppenstube in Quimper, und massiv-vierschrötig und doch beeindruckend  in Locronan (1.  Zeile Mitte). In den Städten finden sich mehr Farben, Pastelltöne, lackiertes und abgeblättertes Holz, und dazwischen auch mal Jugendstil in Weiß oder ein verwaschenes rostrot (Quimper, 5. Zeile Mitte und links).

Vierte und fünfte Zeile (zweimal Lannion, zweimal Crozon / zweimal Quimper, Le Palais (Belle Ile)):

Mittwoch, 22. Juni 2022

Das Gedächtnis der Räume

(Bretagne IV)

 

Wenn Räume nicht mehr genutzt werden, konservieren sie die Er-innerung an das, was früher dort stattfand. Es wurde gearbeitet, ge-lebt, geduscht, geschlafen, nachge-dacht, und alles ist in die Wände eingedrungen, die geben die Er-innerungen manchmal langsam preis, wenn man den Raum betritt oder durchs Fenster sieht. Bretonische Häuser stehen leer, weil ein kleiner Hof nicht mehr bewirtschaftet wird, weil die Stadt neue Wohnungen anbietet, weil ein Geschäft geschlossen hat. Hier wird Zeit bewahrt, sieht man Alltag im Wartestand, vielleicht passiert ja noch mal was, vielleicht auch nicht und es droht der Abriss oder der völlige Verfall. Man kann eine Region in ihren Häusern darstellen, in ihren Landschaften, ihren Menschen, oder in ihren Räumen, die leer stehen, ob in Quimper, Le Juch oder Quiberon. Bretonische Leere.

Einmal stehen noch Reste der Kulissen, in diesem leerstehenden Haus wurde zuletzt ein Film gedreht (letzte Zeile rechts). Manchmal sieht es aus, als wenn die Mitarbeiter nur gerade eine Kaffeepause machen, aber der Betrieb steht still (zweite Zeile Mitte). Leerstand ist Stillstand.

 

Sonnabend, 5. Juni 2022

Bretagne (III)

Die Grotten von Morgat

Morgat auf der Halbinsel von Crozon  ist ein Beispiel dafür, wie es aussehen kann, wenn zu viel Geld da ist. Herr Peugeot wollte seinen kleinen Heimatort für die Nachwelt beispielhaft erhalten und hat eine Promenade aus Beton und eine schlicht neu erbaute Häuserzeile mit ausgesuchten Farbverirrungen versehen lassen, dazu zwei Appart-Hotels, mit vier Stockwerken so hoch wie die Steilküste, und es gibt einen gut besuchten Yachthafen samt einem Fischerboot, das angeblich noch täglich ausläuft. Vergiss es.

 

Aber Morgat hat auch ein halbes Dutzend meerdurchspülter Grotten. Sie sind gerade mal so groß, dass das Touristenboot mit vierzig Passagieren knapp reinpasst. Bitte nehmen Sie die Arme von der Bordkante. Innen hat der größte Künstler der Region, die Naturgeschichte, aus Mineralien verschiedenster Zusammensetzung eine Farbpalette entstehen lassen, die den dunklen Varianten des Chiaroscuro der italienischen Barock-Malerei in nichts nachsteht – nur in abstrakt, also gleichzeitig viel älter und viel moderner. Die Fotos geben den Originaleindruck nicht exakt wieder, auch wenn ich den Farbregler in Ruhe gelassen habe. Aber die Bilder hier sind nicht annähernd so überfärbt wie die Abbildungen in den Prospekten oder auf den Plakaten der „Vedettes  Sirènes“, die die Ausflugsboote betreibt. Es ist schon in echt verblüffend, was man da zu sehen kriegt.

Dienstag, 30. Mai 2022

Bretagne (II)

Fischerhütten über der Rance

 

 

Die Rance ist ein Flüsschen, das aus den Hügeln des bretonischen Binnenlandes nach Norden fließt. Sie unterquert im Städtchen Dinan den talüberspannenden Viadukt und weitet sich vor Saint Malo zu einer Ria, den tideabhängigen und trichterförmigen Flussmündungen der Bretagne.

 

In Dinan künden noch Straßen- und Ortsnamen von der früher intensiveren Schifffahrt, die Rue de la Port etwa, und von Dinan vielleicht zwei Kilometer in Richtung Mündung liegt ein verrostetes Ausflugsboot auf Grund (s. ganz unten). Heute fahren hier mehr kleine Yachten oder Paddelboote. Ab und zu steht ein Angler am Ufer und meditiert. Früher war der Fischfang ambitionierter: Wo die Eisenbahnlinie von Dinan nach St. Malo die Rance überquert, stehen noch die Holzgerüste der Ständerhütten über dem Fluss. Wie Gerippe riesiger Schirme ragen Holzstangen in den Himmel, an denen die Netze befestigt waren. Verrostete Zahnradapparaturen dienten früher dem Heben und Senken der Netzsysteme. Nur vereinzelt schützen man noch Holzwände, alte Türen oder Fensterrahmen die Pfahlhütten. Die Hütten dienen nur noch der Erinnerung. Woanders werden ähnliche Konstruktionen noch genutzt - zum Beispiel in der Lagune von Ravenna (siehe Eintrag vom 17.6.2018 über den Aalfang in der Lagune).

 

Sonnabend,, 28. Mai 2022

Bretagne (I)

Schwarzweiß ist das neue Rosa: Cote de Granit Rose

 

 

Die Cote de Granit Rose an der Nordküste der französischen Bretagne ist berühmt für ihre insbesondere in der Abendsonne rosa leuchtenden Felsen. Das spricht romantische Herzen an und ist ein Alleinstellungsmerkmal, sagt das örtliche Tourismusbüro und sagen die einschlägigen Reiseführer. Die Küste ist in der Tat bemerkenswert und verdient alle Lobpreisungen. Allerdings merkt der passionierte Schwarz-Weiß-Fotograf schnell, dass es weniger die Farbe ist als die Form und Struktur der Felsen, die verschiedenste Gestalten annehmen und die Betrachter zu kreativen Höchstleistungen anspornen, was denn in der oder jener Figur zu erkennen sein mag. Ist es der Hexer, der Hut von Napoleon oder eine Echse oder was? Der Kapitän des Rundfahrtbootes zu den "Sept Iles" bringt es auf den Punkt: Wie bei den Wolken ist es bei den Felsen so, dass jeder das erkennt, was er erkennen will. Überzeugungsversuche ("aber das ist doch ganz eindeutig ein...") schlagen in der Regel fehl. Also ist jeder seines Gückes Schmied, und die Felsen zwischen Paimpol und Ploumanac'h stellen nur das Eisen und das Feuer. Man muss schon selbst was draus machen.

Montag, 9. Mai 2022

Stolberg (Südharz) rev.

 

Wer diesen BilderBlog wirklich auf-merksam verfolgt, wird dieses Kirchen-kreuz kennen. Es gehört zur Kirche der Stadt Stolberg (Südharz). Seit 2015 darf sie diesen Titel wieder tragen, worüber sich die 1300 Einwohner sehr freuen. Als ich 2013 zum ersten Mal hier war, war nach der Eingemeindung der Stadt-Titel ver-loren gegangen, es bedurfte einer Sonder-genehmigung, so dass seit 2015 die Welt insofern wieder in Ordnung ist. Das Kirchenkreuz also ist in meinen Augen das Wahrzeichen des Fachwerkstädtchens mit drei Straßen in drei Tälern, mit einem Schloss darüber, das in der DDR eine Bildunsgeinrichtung war und seit 1990 saniert wird. Hoffentlich dauert es bei dem Freizeitbad Thyra-Grotte nicht ganz solange, es wurde 1998 eröffnet und ist seit einem Jahr wegen Sanierung geschlossen. Im Innenhof des Schlosses ist seit meinem letzten Besuche (BilderBlog 2013, 2. bis 5. Dezember) zumindest schon der halb abgefetzte Hinweis auf die Trabbi-Werkstätte verschwunden, und die hübschen Pastellfarben weichen einem kühlen grau, dezent und stylisch. Stolberg steht nach wie vor zum Teil leer, also (trotzdem oder jetzt gerade) die Aufforderung: Besucht Stolberg, es lohnt sich! Schon wegen mehr als einem Dutzend verschiedenen Blicken auf das goldene Kirchenkreuz.

Freitag, 22. April 2022

Frühlingsgefühle mit Maske: Auf dem Hamburger Dom

 

Auf dem Spaziergang vom Hauptbahnhof zu den Landungs-brücken (wegen anhaltender Impf-gegnerdemos fuhr mal wieder kein Bus) überraschte mich der Frühlingsdom - voll wie ehedem, buntes Treiben trotz Masken-pflicht, eigentlich Normalbetrieb. Nach den Beschränkungen der letzten zwei Jahre ein un-gewohntes Bild, und die eigentlich nicht innovativen Motive beim Shaker und anderen schwindel-erregenden Fahrgeschäften waren doch wieder von großer Anziehungskraft. Irgendwie einfach schön.

Der weitere Weg zu den Landungsbrücken wies weniger wehende Haare auf, war aber auf andere Weise ansprechend. Auf dem Spiel-buden-platz fehlten die Buden. Für die Skater also eher ein Spiel (buden) platz.

Dienstag, 22. März 2022

Schwer verwundet

 

Eine harmlose kleine Radtour durch die Buchholzer Umgebung (angeregt durch den Sonnen-schein) führt mich durch die Wälder, die hier in den letzten hundert Jahren gewachsen sind. Die Stürme der letzten Wochen (vor allem wohl "Zeynep" am 18. / 19. Februar 22) haben tiefe Wunden in die Wälder gerissen. Mag das zum Teil auch auf unzureichende Widerstands-fähigkeit schnell hochgezogener Fichtenwälder (mit der ent-sprechenden Borkenkäfer-Be-lastung) zurückzuführen sein, ist doch insgesamt der angerichtete Schaden einfach eine Tragödie und nur teilweise auf menschliche Einflüsse zurückzuführen. Das sieht jedenfalls einfach aus wie Naturgewalten, die schlimme Folgen haben können. Im Hinterkopf habe ich aber auch mein (Teil-)Wissen um zunehmende Stürme in klimazerrissenen Zeiten. 

Manche Gegenden erkenne ich kaum wieder. Auch die Siedlungsgebiete rund um Buchholz, in Kakenstorf, Sprötze und Holm-Seppensen haben sichtbar gelitten. Mancher Blick sah vor einem halben Jahr etwas verloren, aber auch romantisch aus und zeigt jetzt nur noch Chaos. Hier ein Vergleich vorher/nachher:

Freitag, 11. März 2022

OrtsKerne (Teil 3)

Buchholzer Kontraste zwischen Bahn und Bäumen

 

Seit zwei Jahren bin ich (angestoßen durch die Corona-Leere) viel in meiner Heimatstadt Buchholz unterwegs gewesen. Der Fotoapparat war immer dabei. Schon im Mai letzten Jahres (4.5.21 in diesem BilderBlog) hatte ich erste Zusammenstellungen von Buchholzer Ansichten hier gepostet. In der Zwischenzeit bin ich einen wichtigen Schritt weiter gegangen: Jetzt sind nur noch schwarzweiße Fotos in meinem Heimatbild. Die Reduktion verändert die Atmosphäre - eher nachdenklicher, manchmal ein bisschen wehmütig, aber auch ab und an fast gnadenlos zeigen die monochromen Aufnahmen ein Bild von Buchholz, das andere Eindrücke ermöglicht als mit Farben. Seit ein paar Wochen sind 20 von diesen Fotos in der kleinen Schaufenster-Ausstellung beim Buchholzer BahnhofsCaF´´ee zu sehen. Sie gruppieren sich um zwei Pole: Buchholz als Eisenbahnstadt mit Bahnhof und Lokschuppen, und Buchholz im Grünen mit Holzhäuschen im Wald und einem Ballon über der ehemaligen Kiesgrube.

 

Vom Bahnhof...

1872 wird die Bahnstrecke Hamburg-Bremen durch Buchholz gebaut. Bahnlinien nach Bremervörde und Lüneburg folgen, es wird ein richtiger Knoten. Dienstgebäude und Eigenheime entstehen für die Eisenbahner, 1920 kommt ein Ringlokschuppen hinzu. Die meisten Eisenbahnerhäuschen sind verschwunden oder zur Unkenntlichkeit verbaut, der Lokschuppen wurde entkernt und wird zu Eigentumswohnraum.

... in die Wälder

Früher war hier fast alles Heidelandschaft - noch vor hundert Jahren konnte man von den Hügeln um Buchholz weit in die Ferne sehen, keine Bäume versperrten den Blick. Aber schon bald danach entstanden weite Wälder in der Umgebung, und die Geflüchteten und Ausgebombten aus Hamburg, die hier nach dem zweiten Weltkrieg Unterschlupf fanden, bauten Holzhäuser in den Wäldern. Weite Siedlungsgebiete mit Behelfsheimen, später Wochenend- und Einfamilienhäusern ziehen sich seitdem rund um den Innenbereich der Stadt. Buchholz ist immer noch eine Stadt im Grünen - wenn auch alte Bäume vielfach gefallen sind (nicht nur vom Sturm...) und Gewerbegebiete zwischen der Stadt und den Autobahnen wachsen.

Mittwoch, 9. März 2022

Vom Busbahnhof zum Busfriedhof...

 

...ist oft nur ein kurzer Weg. Auch für Busse gilt das, ich hab es gesehen, im Gewerbegebiet Maschen. Alle hinter Gittern, und aus ganz Deutschland zusammen in einem Gehäge. Da ist die Vogtland Philharmonie, aus dem südlichen Sachsen. Da ist das Kompetenzzentrum Demenz aus Schleswig-Holstein. Der Europa-Park Rust ist vertreten, und der DEKRA-zertifizierte Fahschulbus (auch für Behindertenausbildung). Die TSG Rottenacker wirbt für "Snow and more", und ein anonym bleibender Bus behauptet: "Alle kommen und machen mit" - was auch immer und wo auch immer. Pforzheim, Winsen/Aller, Uelsby und Wismar sind dabei. Schramm ist zu finden und Ernst, Boerhof und Reichmeister. Ruhet in Frieden. Aber vielleicht gehts ja auch noch nach Afrika, oder Afghanistan. Busse werden ja immer gebraucht. Diese hier sind sogar schon ziemlich gebraucht.

Montag, 31. Januar 2021

Wintermoor am Ende -

ist wenigstens die Erinnerung zu retten?

 

In den letzten drei Wochen  hat es nun wohl viermal gebrannt in der alten Abriss-Klinik in Wintermoor. Zuletzt hat die Feuerwehr acht Stunden gebraucht, ehe alles gelöscht war. Dieses Mal sind die Brandspuren auch von außerhalb des Geländes zu erkennen. Ob es Jugendliche waren, die ihre Wut über ihren zerstörten Treff ausdrücken wollen, ob Sprayer, die der Zerstörung ihrer z.T. außerordentlich guten Werke durch die Bagger zuvor kommen wollen - egal, diese Brandstiftungen sind in jedem Fall völlig daneben. Finde ich. Ich habe keine Ahnung, ob der Stadt Schneverdingen in den zurückliegenden Monaten die Idee gekommen ist, diese Kunstwerke zu dokumentieren, ehe sie platt gemacht werden,  weiß ich nicht. Wäre vielleicht eine Möglichkeit, trotz allem eine Art von Wertschätzung der urban art gegenüber auszudrücken. Vielleicht sollte ich mal nachfragen.  Die Achtsamkeit gegenüber den vergehenden Zeitzeugen ist nicht die größte Stärke vieler Kommunen. Nun also Brände ohne Ende. Das Graffiti im Bericht vom 8.1.22 (ganz unten links) gibt es nicht mehr. Ist verbrannt. Ein noch existierendes Beispiel für eine gelungene Komposition mit Einbezug des Mauerwerks ist an der Rückwand eines Trafo-Häuschens, etwas außerhalb des Krankenhausgeländes. Wäre wirklich schade, wenn es achtlos weggehauen würde.

Dienstag, 11. Januar 2022

Über die Entsorgung von Geschichte - Variante 2

 

In der Nacht zu Montag ist eine Baracke des leerstehenden Barackenkrankenhauses in Wintermoor zumindest zum Teil abgebrannt, berichtet das Hamburger Abendblatt heute. Der Polizeibericht des Heidekreises spricht davon, dass ein Barackenteil in der Größe von ungefähr zehn mal dreißig Meter gebrannt habe. Von außerhalb des Geländes ist ein Brandschaden nicht auszumachen (wie ich bei einer Ortsbegehung rund um das Gelände festgestellt habe - s. die heute aufgenommenen Fotos unten). Nur ein Haufen von Beton-Klötzen, aus denen die Eingangsblockade des Nebeneingangs bestanden hatte, liegt jetzt beiseite geräumt herum (Foto oben). Die Feuerwehr konnte nämlich den Feuerwehrzugang nicht nutzen, weil dort vor dem Wochenende wie immer der Abrissbagger abgestellt worden war (ich hatte das schon am Sonnabend fotografiert, s. Bild erste Reihe links: Bagger, abgestellt). Manchmal geht eben alles schief.

Eine Baracke soll übrigens nach dem Abriss stehenbleiben (hatte die Böhme-Zeitung im letzten Jahr berichtet): Dort sollen die Fledermäuse unterkommen, denen jetzt nach und nach alle Nistplätze weggehauen werden. Ansonsten sieht alles von außen aus wie immer, die Baracken sind so heil, wie sie eben können, das Gelände ist von drei Seiten mehr oder weniger frei zugänglich (z.B. Bild unten Mitte), nur um die Baggerarbeitsfläche wurde ein Bauzaun errichtet. Übrigens: Die Entsorgung der Wintermoor-Geschichte durch Brandstiftung finde ich ebenso unsympathisch wie die Verdrängung des Gedenkens durch die Kommune. Wie wäre es mit der Einrichtung eines kleinen Krankenhaus-Museums in einer der Baracken? Eine für die Fledermäuse - eine für die Erinnerung?


Sonnabend, 8. Januar 2022

Über die Entsorgung von Geschichte

 

In den Jahren 2019 und 2020 war ich wiederholt mit dem Fotoapparat im Heidekreis unterwegs und habe die Klinik Wintermoor erkundet. Bis die Bürgermeisterin mit einer Anzeige wegen Hausfriedensbruchs reagierte und dem heimatkünstlerischen Treiben ein Ende setzte. Was vor allem schmerzte: Die öffentliche Verwendung der außerordentlich spannenden Fotoserie aus der alten Barackenklinik wurde strengstens untersagt. Daher sind hier im BilderBlog auch keine Wintermoor-Interieurs zu finden. Jetzt neigt sich die Geschichte der 1942 erbauten Klinik endgültig dem Ende zu. Eine alternative Nutzung von Gebäuden oder Gelände hat sich nicht ergeben und es wird alles plattgemacht. Im letzten Sommer war der Abriss angekündigt worden, Ende 2021 ist es nun losgegangen. Ein nicht überall unüberwindlicher Bauzaun wurde installiert (um ein Areal, das ungefähr ein Viertel der Krankenhausfläche ausmacht - der Rest kommt wohl später dran). Zuerst wurden die neuesten Gebäude abgerissen. Die ca. 1980 nach Brand neuerrichtete Wäscherei ist verschwunden, das Küchengebäude ebenfalls. Hier sind nur Fotos zu sehen, die von außerhalb des Geländes aufgenommen wurden - die Stadt erlaubt mir nach wie vor nicht, das Gelände mal zu betreten (zum Beispiel um nach dem Schicksal unserer fünfzig großformatigen Fotos zu sehen, die 2019 als "heimliche Ausstellung" in den Baracken aufgehängt worden waren). Das sind die verschwundenen Gebäude (von links: alte Wäscherei, Küchengebäude, Brunnenhäuschen - steht noch) (Fortsetzung s. oben am 11.1.22)

Heute sieht das an der Stelle etwas unsortierter aus, und bisher gibt es nur wenige dekorative Verbesserungsvorschläge von der regionalen Sprayergemeinde:

Ich hatte 2020 über meine Wintermoor-Recherchen ( Hamburger Ausweichkrankenhaus im Zweiten Weltkrieg, Lungenklinik, ENDO-Klinik, Pflegeheim, Sprayer-Paradies) ein Buch geschrieben, das dann in Corona-Zeiten etwas unterging, weil nach einer begleitenden Fotoausstellung mit non-Wintermoor-Scherbenfotos im Buchholzer Kunstverein und zwei gut besuchten Lesungen keine weitere Promotion möglich war. Das Buch gibt es aber weiterhin in jeder Buchhandlung: "Scherbengalerie Wintermoor - Eine verlassene Klinik in Wintermoor, eine heimliche Foto-Ausstellung und die Wiederentdeckung der Vergänglichkeit", BoD-Verlag, 186 Seiten mit vielen Fotos, 17 Euro, ISBN 978-3-7519-8446-1


Sonntag, 2. Januar 2022

Besenhorster Sandberge 2.0

 

 

Fast ein Jahr nach meinem ersten Spaziergang durch die Besenhorster Sandberge (s. BilderBlog vom 28.1.21) geht unser Neujahrsspaziergang wieder an die Elbe bei Geesthacht. Hinter dem Asphalt-mischwerk der Deutag empfängt uns ein regendunkler Himmel vor Sonnenstrahlen, bevor es dann doch wieder nieselt. In den Ruinen der alten Munitionsfabrik sind einige Graffiti neu, um das eine oder andere übersprühte Motiv tut es mir leid. Das Tiger-Bild an der Stirnseite der großen Halle ist ein echter Zugewinn. Nicht nur, weil dadurch u.a. eine Wolfsangel, Symbol rechtsextremer Seilschaften, übersprüht wurde. Das Jahr fängt gut an.